Grid 10 das neue Tablet-Betriebssystem

Warum gab es das Tablet nicht schon ein Jahr früher?

Hhhmmm, vielleicht ein 2.-Tablet?

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Seinen Nachnamen kann ein Westeuropäer nur schwer aussprechen: Der Mann ist freundlich, aber kein bisschen devot. Selbstsicher führt er sein neues Tablet vor, das Grid 10, als hätte er noch nie einen Misserfolg gelandet: Chandra Rathakrishnan, Geschäftsführer der noch recht unbekannten Singapurer IT-Firma Fusion Garage.

Und das mit Recht: Denn das Grid 10 braucht sich vor keinem Android-Tablet zu verstecken. Fusion Garage verwendet eine eigene Oberfläche, die nur auf dem Android-Kernel (2.2 Froyo) basiert, ansonsten aber wenig mit Android gemein hat. Es sei ein neues, ein eigenes Betriebssystem, sagt Chandra: Grid OS. Und etwas in der Art hat man in der Tat noch nicht gesehen.

“Unendlicher” Bildschirm mit Landkarte

Anders als andere mobile Systeme hat das Grid OS einen “unendlichen” Bildschirm. Seine Apps legt man nicht auf drei, vier, fünf oder sechs Bildschirmen ab, sondern in Form von Bienenwaben, von denen man beliebig viele anlegen kann. Die Apps darauf lassen sich frei verschieben, der Bildschirm nach links, rechts, oben oder unten scrollen. Auf einer Karte, über die sich der Bildschirm ebenfalls steuern lässt, behält man die Übersicht. Und das Scrollen gelingt ruckelfrei, die Apps laden schnell. Am ehesten erinnert mich die Oberfläche an Prezi, die Präsentations-Software, die PowerPoint alt aussehen lässt, weil sie statt Folien ebenfalls mit einem endlosen Bildschirm arbeitet.

Chandra führte auf dem Grid 10 einen Browser, ein Arcade-Game in hochauflösender Grafik vor, Musik, Videos, mit völlig neuartigen Steuerelementen. Hier ist in der Tat ein neues Betriebssystem am Werk und hier scheint sich jemand einen Jugendtraum erfüllt zu haben.

Die Hardware des Grid 10 kommt ohne Tasten auf der Frontseite aus. Man steuert das Gerät alleine mit Gesten. Ein Tegra-2-Snapdragon mit Dual Core ist das Herzstück, 512 Megabyte beträgt der Arbeitsspeicher, das Display hat eine Auflösung von 1366×768, alerdings ohne Gorilla-Glas. Der breite Rand des 10,1-Zoll-Tablets, dessen Rückseite abgerundet ist, verschwendet allerdings einen Teil des Screens. Das Grid 10 verfügt nur über eine Frontkamera mit 1,3 Megapixeln. Die Hardware wirkt wertig, es gibt einen SD-Karten-Slot, die 3G-Version verwendet eine Micro-SIM. Mit 668 Gramm rangiert das Grid 10 beim Gewicht ähnlich großer Tablets im Mittelfeld.

Bewegte Geschichte

iPad-Copycats hat es einige gegeben in letzter Zeit, und gerade Fusion Garage hat hier früher nicht gerade gut ausgesehen. Denn Misserfolg war in den vergangenen zwei Jahren eigentlich Chandras steter Begleiter. Techcrunch-Gründer Michael Arrington wollte mit seiner Hilfe ein gemeinsam designtes Tablet namens Crunchpad herausbringen, Monate, bevor das erste iPad auf den Markt kam. Die beiden zerstritten sich und das Crunchpad kam unter den Namen nie mehr auf den Markt. Arrington klagte. Ob man heute wieder befreundet sei, fragte ich Chandra auf einem eigens einberufenen Pressetreffen in Hamburg. “Nein, Arrington bekommt keine Weihnachtskarte von mir und ich sicher auch keine von ihm”, scherzt der gebürtige Singapurer. Eine Klage von Arrington, der vergangene Woche Techrunch und AOL verließ, soll im kommenden Jahr verhandelt werden.

Statt dessen sollte das Tablet JooJoo heißen, kam und kam dann aber nicht auf den Markt. Über die Gründe dafür schwiegen sich Chandra und sein PR-Assistent Jonathan Bloom nicht aus: “Als wir Apples erstes iPad gesehen haben, haben wir das JooJoo für nicht mehr konkurrenzfähig gehalten”, sagt Chandra. Eine Aussage, die man dem bekennenden Apple-Fan aufs Wort glaubt. Während er das Grid vorstellt, klingelt mehrmals sein iPhone 4, das direkt neben seinem MacBook liegt.

Zweifelhafte Zukunft

Fusion Garage startete damals mit 14 Mitarbeitern und hat heute über 100 in mehreren Standorten der Welt. Die Zentrale befindet sich in Singapur, die Hardware-Entwickler sitzen in Taiwan, hergestellt wurde das Tablet auf dem chinesischen Festland. Die Europa-Zentrale ist in London, verschickt werden die Tablets für Europa von Amsterdam aus. Auf meine Frage, wo er eigentlich inzwischen wohne, antwortet Chandra: “Ich bin Weltenbürger ohne festen Wohnsitz”.

Das Grid 10 soll am 24. Oktober auf den deutschen Markt kommen. Dazu laufen Verhandlungen mit einigen Handelsketten. Vorbestellen kann man es schon jetzt im Fusion Garage Shop. Kosten soll es mit jeweils 16 GByte Speicher 299 Euro in der WLAN-Version und 399 Euro mit 3G.

Werden wir noch viel von Grid und dem Grid OS hören? Da habe ich trotz des gelungenen Systems so meine Zweifel. Denn iPad und Android-Tablets haben bereits einen großen Teil des Marktes für sich abgesteckt. Diesen Markt jetzt noch zu erobern, wird ein schweres Unterfangen, gerade für ein vergleichswerte kleines Unternehmen. Eine interessante Alternative ist das Grid OS allemal. Über Alternativen zum Android-Einheitsbrei freut man sich immer.

(Jürgen Vielmeier)

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